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1. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 41

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
41 Das Land Wursten hat seinen Namen davon erhalten, daß die Bewohner ihre Häuser aus künstliche Hügel, Wurten genannt, bauten. Eingedeicht ist das Laud erst später durch die Friesen, welche sich den alten Bewohnern zugesellten. Durch diesen Zuzug der Friesen erklären sich die vielen friesischen Vornamen, welche hier noch jetzt im Gebrauche sind: Eddo, Okko, Hayo, Alida, Antja, Gerritdina und andere. Die Kirchtürme, welche an den Küsten häufig mit hellfarbigen Streifen bemalt sind, dienen als Merkzeichen für die Schiffer. Ein alter Spruch im Lande Wursten lautet: „Gott bewahre Damm und Dieken, Siel und Bulwerk und derglieken, Dato uuse Land und Good Und en ehrlich Wurster Blood." Die Gehöfte liegen teils einzeln, teils in geschlossenen Dörfern. Wegen des starken Seewindes neigen die stets nur niedrigen Bäume sich nach der Südostseite, und nur nach dieser Seite hin wachsen ihre Äste. Das Klima ist Seeklima, die Lust nämlich feucht aber milde. Wie ist denn das Wesen der Küstenbewohner? Wo die Menschen, wie am Meere, häufig mit Gefahren zu kämpfen haben, da werden sie mutig und stark. Wenn sie auch uicht gleich ihr Ziel erreichen, wenn auch selbst ihr Fahrzeug zerschellt, so kämpfen sie doch immer wieder mit erneuter Kraft und mit neuer Überlegung gegen die Wellen des wilden Meeres an, und das macht sie erfinderisch in der Abwehr der Gefahr. Und was sie mit großer Mühe erworben haben, das ist ihnen doppelt lieb: stolz sind sie daher auf ihren Besitz. Die Osterstader Marsch hat ihren Namen von ihrer Lage am östlichen Gestade der Weser. Im nördlichen Teile sind die Wiesen vorherrschend, aber im Süden baut man vorzugsweise Rüben und Kohlarten, weil beides im Herbste am Bremer Wochenmarkte raschen Absatz findet.

2. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 14

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
14 deiner Aufregung nicht acht giebst auf den schmalen, wenig betretenen Fußpfad! Du gerätst gewiß mitten ins Moor hinein und findest in: günstigsten Falle vielleicht erst einen Ausweg, wenn der Morgen tagt. Fast von jedem Moore erzählen die Sagen, wie solche Irrlichter die nächtlichen Wanderer vom Wege abgelenkt und ihnen im trügerischen Moore ein kaltes, schauerliches Grab bereitet haben. Das Moor ist in niederdeutscher Mundart in folgendem Gedichte fehr zutreffend be- schrieben: „De Born x) bewegt sik op un dal, Als gingst dn längs en büken Bahl, Tat Water schülpert in'ne Graf, De Grasnarf bewert op un as; Dat geiht hendal, dat geiht tohöch, So lisen als en Kinnerweeg. Tat Moor is brnn, de Heid is brun, Dat Wnllgms schient so Witt as Dnn So week as Sied, so rein as Snee, Den Hatbar°) reckt dat bet an't Knee. Hier huppt de Pock in't Reed hentlang, Und singt uns Abends sin Gesank; De Foß de brut, de Wachtel röppt, De ganze Welt is still und slöppt. Du hörst bin Schritt ni, wenn du geihst, Du hörst de Rüschen, wenn du steihst, Dat lewt und wewt in't ganze Feld As wehr't bi Nacht eu anner Welt. Denn ward dat Moor so wiet un grot, Denn ward de Minsch so lütt do Mood: Wnll3) weet, wo laug he doer de Heid Noch frisch un krästi geiht." In manchen Gegenden, z. B. bei Gifhorn, Diepholz und in Ost- sriesland ist man aber mit Ersolg bemüht gewesen, das Moor dem Ackerbaue dienstbar zu machen, und man hat dadurch das trübe, düstere Bild desselben in ein sreuudliches umgewandelt und zwar auf dreifache Weise: 1. Man brennt die oberste trockene Torsschicht ab, um sofort in die abgekühlte Afche Buchweizen zu sähen, welcher dann in günstigen Jahren das dreißigste Korn liefert. 1) Boden. 2) Storch. 3) Wer.

3. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 69

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
69 sei, war in dieser Zeit der frstlichen Selbstherrschaft nicht die Rede; es mnte auch dafr durch Belastung des Landes gesorgt werden. Die deutschen Hfe. Whrend am preuischen Hofe die grte Spar-samkeit, Einfachheit und Tchtigkeit herrschte, suchten die meisten deutschen Fürsten in vllig franzsischer Bildung und Gesinnung an Pracht es dem franzsischen Hofe gleich zu thuu und hufig an Sittenlosigkeit noch zu bertreffen. Am sterreichischen Hofe herrschte Verschwendung, Schwel-gerei und Prachtliebe. In der letzten Zeit Kaiser Karls Vi. geriet das Heer in Verfall, und die Finanzen waren im traurigsten Zustande. Die Einnahmen flssen sprlich und verschwanden unter den Hnden von Hofbeamten und Dienern. Das vornehmste Abbild Ludwigs Xiv. war in Deutschland August Ii. von Sachsen-Polen. Sein Hof berstrahlte alle andern an Pracht, bertraf sie aber auch att Sittenverderbnis. Was der Krieg und eine gewissenlose Finanzverwaltung nicht verschlang, wurde an Gnstlinge, Maitreffen, angebliche Goldmacher, durch Soldatenluxus und ppige Feste verschwendet. Das treue und fleiige Volk seufzte unter der hrtesten Bedrckung. Dem Streben des Knigs nach hherem Lebensgenu, seinem feinen Geschmack und seiner Prunksucht verdankt Dresden einen Teil seiner bedeutenden Kunstschtze und schnen Bauten. Als des Knigs Sohn und Nachfolger vermhlt wurde, trug er Juwelen, die auf mehrere Millionen geschtzt wurden. Bei demselben Vermhlungsfeste wechselten einen Monat hindurch franzsische Opern und Komdien mit Kampfzgen und Feuer-werken, mit Turnieren, Karussell-Reiten, Trken- und anderen Aufzgen, einer Wasserjagd, einem Jahrmarkte maskierter Personen von allen Nationen. Unter August Iii., einem gutmtigen aber phlegmatischen Manne, besserte sich der Zustand Sachsens nicht. Er berlie die Regierung dem Grafen Brhl, der einen mehr als kniglichen Aufwand machte, das arme Sachsen wie sein Eigentum betrachtete und es vllig zugrunde richtete. Auch an dem Hofe von Hannover herrschte eine hnliche Prachtliebe und Verschwendung. Als Georg I. seine Tochter Sophie Dorothea mit dem preui-scheu Kronprinzen Friedrich Wilhelm (1706) vermhlte, lie er seine Tochter mit einem so groen Gefolge nach Berlin bringen, da auf jeder Post 570 Pferde bereit gehalten werden muten. Von Berlin aus schickte man dem Brautzuge eine Abteilung des Hofstaates entgegen, fr die 350 Pferde ntig waren. Mit emprender Grausamkeit zeigte sich die frstliche Verschwendung auch in den kleineren Lndern, wo die Fürsten es oft noch rger trieben, als in den greren Lndern, so in Wrttemberg und Hessen. Am wrttembergischen Hofe regierte unter dem Herzog Eberhard Ludwig (1693 bis

4. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 74

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
74 umgeben von 6 Pavillons mit einstckigen Galerien dazwischen. Er sollte einem neu zu errichtenden groartigen Schlo als Vorhof dienen und war an der vierten Seite, auf die das Schlo zu stehen kommen sollte, durch eine hohe Mauer geschlossen, jetzt erhebt sich an deren Stelle die berhmte Ge-mldergalerie. In dem Zwinger war ein Festsaal unter freiem Himmel geschaffen fr die Maskeraden und Festauszge des Hofes. In den Portal-gebuden entfaltet sich vielleicht das hchste Ma dekorativen Reichtums^ das die abendlndische Kunst berhaupt entwickelt hat; aber dieser Reich-tum ist beherrscht durch ein feines Empsinden fr Maffengliederung und durch das Schnheitsgefhl des Knstlers. Durch drei Portale gelangt man in den Hof, auf dem noch heute das geheimnisvolle Pltschern der Springbrunnen, der berauschende Dust von Orangenbumen den Ein-tretenden zur Sommerzeit begren. Die zweistckigen Pavillons enthalten Sle, geschmckt mit groen Deckengemlden von italienischen und sran-zsischen Knstlern, ferner Grotten und Bder. Die Dcher der Pavillons sind gebrochen, zeltartig und waren einst blaubemalt und vergoldet. Aller-Hand Bildwerk, allegorische Figuren, Guirlauden, Wappen, Muscheln, mit antiken Elementen bunt sich mischend, umspielt in mutwilliger, aber doch noch immer mavoller Laune als Zierglieder alle Ecken und Mauerflchen. B. Die Zeit Friedrichs Ii. des Groden (17401786) und die Begrndung der Grotzmachtstellung Preutzens. L Die Jugendzeit Friedrichs des Groen. Erste Erziehung. Friedrich Ii. ist am 24. Januar 1712 auf dem Schlffe zu Berlin geboren. Die erste Erziehung des Prinzen lag ganz in den Hnden feiner wohlwollenden und gebildeten Mutter Sophie Dorothea. Groe Liebe fate er zu feiner etwas lteren Schwester Wilhelmine, der er stets in brderlicher Liebe zugethan blieb. Als der Kronprinz das siebente Lebensjahr erreicht hatte, wurde feine Erziehung Mnnern anver-traut. Zu feinem Oberhofmeister wurde der Graf von Finkenstein er-nannt; fein eigentlicher Lehrer wurde aber ein junger kenntnisreicher Franzose von Adel, Dnhan de Jandun, der Sohn eines franzsischen Einwanderers, der dem Prinzen groe Liebe zur Litteratur und zu den schnen Knsten einflte. Der König selbst schrieb fr die Lehrer eine Instruktion*, die darauf hinftrebte, aus dem Prinzen einen tchtigen

5. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 98

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
98 lste sich auf, und die Franzosen rumten die besetzten Gebiete. Friedrich der Groe stand nur noch mit Maria Theresia im Kriege, die aber einsah, da sie allein das Ziel, Preußen zu demtigen, nicht zu erreichen vermge. So wurde denn am 24. November ein Waffenstillstand zwischen sterreich und Preußen abgeschlossen, und am 30. Dezember kamen die Vertreter der drei Regierungen sterreich, Preußen und Sachsen in dem schsischen Jagdschlo Hubertusburg zusammen, um der den Frieden zu beraten. Bei der Friedensliebe von allen Seiten kam man bald zu dem gewnschten Ergebnis und fhrte auch alles auf die Grundlage des 1763 Breslauer und Dresdener Friedens zurck. Am 15. Februar 1763 wurde der Hubertusburger Friede von den drei Mchten unterzeichnet.^) Unendlich groß war der Jubel in allen Landen der den Frieden. Man verga alle Opfer, die der Krieg gekostet hatte. Die Berliner wollten dem Könige bei seiner Rckkehr einen festlichen Empfang bereiten. Er hatte aber keinen Gefallen an all der Lust und Herrlichkeit und kam erst spt abends in aller Stille in Berlin an. Wenige Tage darauf ordnete er einen Gottesdienst in der Kapelle des Schlosses zu Charlottenburg an. Musiker und Snger waren bestellt. Man erwartete den Hofstaat und war nicht wenig erstaunt, als der König ganz allein erschien, sich setzte und der Musik zum Anfangen winkte. Als dann mit durchdringender Kraft der Gesang: Herr Gott, dich loben wir", zum Himmel tnte, senkte der groe König das Haupt und brach in Thrnen ans. Ergebnis. In sieben schweren Kriegsjahren hatte Friedrich sein Land fast gegen das ganze verbndete Europa verteidigt und keinen Fu breit seines Gebietes verloren. Durch den so glorreich beendigten Krieg war Preußen in die Reihe der Gromchte*) eingetreten und hatte sich als der Beschtzer des Protestantismus erwiesen. Das preuische Volk wurde von einem starken, stolzen Selbstgefhl gehoben, und fein begeisterter Aufschwung wirkte belebend auf ganz Deutschland. Friedrichs deutsche Heldenerscheinung fesselte aller Blicke, er war der volkstmlichste Mann in ganz Europa geworden, das charakteristische Bild des Alten Fritz" war berall verbreitet und erregte die Bewunderung ganz Europas. e) Friedrich der Groe als Landesvater nach dem Kriege. Niemand hat die Leiden, welche die Kriege der das Land gebracht hatten, bitterer empfunden als der König, niemand hat aber auch kraftvoller daran gearbeitet, sie zu berwinden als der König selbst. Das zeigte sich in *) Briefe Friedrichs des Groen aus der Zeit des siebenjhrigen Krieges. 2) England, Frankreich, Preußen, sterreich, Rußland, seit 1870 Italien.

6. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 120

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
120 vor allem durch Basedow und die Philanthropen Salzmann und Campe zur Anwendung. Tief ergriffen von der Hoheit der Person Jesu Christi und von warmer Frmmigkeit erfllt, hat Pestalozzi im Drange der Liebe zu den Armen und Verlassenen im Volk der deutschen Volksschule neue Bahnen gebrochen. Was er lehrte, war die Vernunftreligion, was er lebte, die christliche Religion. Die deutsche Musik gelangte auf dem Fundamente, das die Titanen Bach und Hndel gelegt hatten, zur hchsten Blte. Gluck setzte an die Stelle der oberflchlichen italienischen Opernmusik den naturwahren Aus-druck tiefer Empfindung; Joseph Haydn, dessen Werke eine ewige Jugend" atmen, wurde der eigentliche Schpfer der Instrumentalmusik; Mozart, ein seltener Genius von kindlicher Unschuld und mnnlicher Tiefe", von unerschpflicher Empfindungskraft, wirkte umgestaltend auf allen Gebieten der Musik; Beethoven erreichte den Gipfel der Klassizitt und des Ausdrucks der Empfindung in Melodie und Harmonie. Wie Poesie, Wissenschaft und Tonkunst, so entfaltete auch die bildende Kunst seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts in Deutschland ein reiches, vielseitiges Leben. Die von Winckelmann und Lessing an der Hand der Antike geweckten neuen Kunstanschauungen verfehlten ihre Wirkung nicht und fhrten zur Entfaltung einer Kunstblte, die sich der groen Ver-gangenheit des 16. Jahrhunderts wrdig anreiht, ja sie in vieler Beziehung bertrifft. Denn während jene ltere Kunst sich hauptschlich in den Dienst der Kirche stellte, whlte die neue auch das weite Gebiet der Ge-schichte, Sage und Poesie zum Felde ihrer Thtigkeit und beutete das reiche Natur- und Volksleben zu idealen Kunstgebilden aus. In der Malerei bahnten der Dresdener Rafael Mengs (f 1779) und die von Goethe sehr geschtzte Portrtmalerin Angelika Kausfmann eine edlere Auffassung der Kunst an. Als Kupferstecher war von Bedeutung Daniel Chodowiecki, der an natrlicher Anmut, Liebenswrdigkeit und Feinheit kaum seinesgleichen findet. Seine einfachen und natrlichen Schilderungen des Lebens gestatten schtzbare Blicke in das gesellschaftliche Leben der Zeit. In der Baukunst wurde in Deutschland etwa seit 1730 das Rokoko (der Stil Ludwigs Xv.) herrschend, das sich jedoch nur der Ausschmckung des Jnnenbaues zuwandte, während es nach wie vor den Auenbau dem Barockstil berlie. Es ist demnach das Rokoko kein Vau-, sondern ein Dekorationsstil. An die Stelle der prunkhaften Sulenausstattung und Geblkarbeit rmischer Herkunft setzt es ein ppiges Geranke von Muscheln und Linganen, von Palmen und krummen Leisten in leichtem Geringel und flacher Haltung. In den Gemchern entfaltet es sich gern in Ver-

7. Das Altertum - S. 248

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
248 mit den Baderumlichkeiten zahlreiche andere verbunden, die dem Vergngen oder auch der ernsteren Unterhaltung dienten. So waren nach Art der griechischen Gymnasien verschiedene Hallen fr Leibesbungen eingerichtet, zum Ringen, Diskuswerfen, Ballspiel und Fechten. Dann waren Verkehr-und Lesezimmer vorhanden, Bcherlden, Speisewirtschaften, Schaubuden, Singspielhallen. Sulengnge, die gegen die Ungunst der Witterung gedeckt waren, Frisierbuden. Hier kam die vornehme Gesellschaft zusammen, die Miggnger blieben wohl den ganzen Tag dort, um sich zu unterhalten, dabei Neuigkeiten ein- und auszutauschen. Unter den Ruinen der riesigen Thermen aus der Kaiserzeit gewhren den groartigsten Anblick die Thermen des Caracalla an der appischen Strae, die zwischen den Jahren 212 und 217 erbaut und auf 1600 Personen berechnet wurden. Vor allem verdient die architektonische Vol-lenduug des Baues Bewunderung, da sie alle Vorzge des rmischen Bau-stils zum Ausdruck bringt. Alle Einrichtungen dieser Thermen waren prachtvoll. Eine Menge von Statuen sind unter ihren Trmmern gefunden, darunter Werke ersten Ranges, dazu als Fuboden die herrlichsten Mosaiken' Man erkennt die einzelnen Rume, das Stadium, die Palstra, die Sprech-sle, die Heizrume, die wasserzushrende Leitung, den gewaltigen Hof. Noch grer waren die Thermen des Diokletian, worin gleichzeitig 3000 Personen baden konnten. Die Bildhauerkunst. Mit dem Kaisertum begann auch fr die griechische Bildhauerkunst eine Nachblte, die durch die beginnende Kunst-liebe der Rmer hervorgerufen wurde. Freilich beruhte der Kunstsinn der Rmer im letzten Grunde auf einer vornehmen Prunksucht; sie wollten die Leistungen der Plastik dem Genu und Schmuck eines verfeinerten Lebens dienstbar machen, aber niemals ist auch ein groartigerer, gediegenerer Luxus getrieben worden. Zu den berhmtesten Statuen dieser Zeit gehren der farnesische Herkules und der borghesische Fechter. Ist in allen diesen Werken das Geprge griechischer Kunst noch unzweideutig zu erkennen, so beruht ein anderer Zweig der Plastik vorzugsweise auf rmischer Sitte und An-schauung: die Portrtdarstellung. Whrend die hellenische Kunst die Einzel-gestalten auch im Portrt idealisierte, forderte der Rmer die volle Genauig-keit der persnlichen Erscheinung, entweder im weiten, faltenreichen Gewnde des Friedens, in der Toga, oder in der vollen Rstung. So schmckt jetzt noch die Reiterstatue des Marc Aurel, ein vergoldetes Broncewerk den Platz des Kapitals, andere Bildnisse von Julius Csar, Augustus, -Uis und Trajan besitzt man in verschiedenen Museen. Die Marmor-

8. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (Lehraufgabe der Oberprima) - S. 74

1907 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
es begann die Herrschaft des Rokokos, die den Hauptwert auf den Schmuck der Jnnenräume und auf behagliche Wohnzimmer legte. Leichtes Rahmenwerk mit zierlichen Stäben, Schnörkeln, Blumenranken und Vögeln zierte die Wände und Decken; auch Muschel und Schnecke wurden häufig angewandt. Ein Muster des Rokoko war das Schloß Sanssouci bei Potsdam, das Friedrich nach dem zweiten Schlesischen Kriege durch Wenzel von Knobelsdorff erbauen ließ. Da es dem Könige ausschließlich als Wohnung dienen sollte, so enthält es keine Repräsentationsränme. Rechts und links von dem Parolesaal und dem dahinter liegenden länglichrunden, kuppelbedeckten Speisesaal lagen die Zimmer des Königs und seiner Gäste. Zum Schmucke des Gartens ließ Friedrich den betenden Knaben, Merkur, Diana und andere Marmorbildsäulen aufstellen, im Innern gab er jedem Möbel, jedem Bilde selbst den Platz. Ein Freund schöner Gemälde, kaufte er anfangs Bilder von Watteau, später von van Dyck, Rubens und Rembrandt, daneben von Correggio und Paul Veronese und erbaute für sie eine besondere Gemäldegalerie. Unmittelbar nach dem Siebenjährigen Kriege zeigte er der Welt durch den Bau des Neuen Palais bei Potsdam, daß er den letzten Groschen in der Tasche behalten habe. Es wurde sein zweites Tnsknlum und enthält fast 200, teilweise reich geschmückte Zimmer. Hinter dem Palaste erhoben sich die sog. Kommuus, Gebäude für die Dienerschaft. In Berlin erbaute Friedrich das Opernhaus, die Domkirche, und zum Zeichen seiner Duldsamkeit^) die katholische Hedwigskirche mit mächtiger Kuppel und einem vorspringenden Portal, das von sechs korinthischen Säulen getragen wird. Nach dem Kriege wurde der stattliche Bau des Palais des Prinzen Heinrich vollendet und die Bibliothek aufgeführt. Den Wilhelmsplatz schmückte er durch die Bildsäulen seiner verdienten Generale Schwerin, Winterfeldt, Seydlitz und Keith. In der Musik unterstützte Friedrich die italienische Oper. Die Idee der Wiederbelebung der altklassischen Tragödie hatte dem Musikdrama in Italien seine Entstehung gegeben. Sie gewährte aber nur ein sinnliches Wohlgefallen an Tonverbindungen und Melodien und gab den Sängern und Sängerinnen Gelegenheit, ihre Virtuosität zu entfalten. Auch der protestantischen Kirchenmusik war der König hold. Im Jahre 1747 nahm er Johann Sebastian Bach, Kantor an der Thomasschule zu Leipzig, in Sanssouci auf, und der Schöpfer von Kantaten, Motetten, der Matthäus- und Johannes-Passion, des Weihnachtsoratoriums und der H In oll-Messe, seiner großartigsten Schöpfung, durfte vor ihm über ein Fugenthema phantasieren. Friedrich huldigte selbst dem Flötenspiele. Als die Gicht ihn zwang, die Flöte zur Seite zu legen, klagte er, er habe seinen besten Freund verloren. 1) Das Wort Rokoko leitet man von rocaille — Muschelwerk ab. 2) „Friderici regis clementiae monumentum.“

9. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (Lehraufgabe der Oberprima) - S. 154

1907 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 154 — Kräftig unterstützte der König die evangelische Mission, die ihre Glaubensboten besonders nach Südafrika entsandte. Dem im Jahre 1842 in Sachsen gegründeten „evangelischen Verein der Gustav-Adolf-Stiftung" zur Unterstützung der Evangelischen in der Diaspora stellte er zwei Jahre darauf einen preußischen Verein mit ähnlichen Bestrebungen zur Seite. Beide verschmolzen bald zu einem einzigen, eine reich gesegnete Tätigkeit entfaltenden Vereine. Die Volksschule wurde der geistlichen Aufsicht untergeordnet und ihr Lehrstoff durch die Stiehlschen Regulative festgesetzt. Die Kunst lag dem hochgebildeten Monarchen am meisten am Herzen. Rauch schuf das Marmorbild Friedrich Wilhelms Iii. als Gegenstück zu dem der unvergeßlichen Königin Luise für das Mausoleum zu Charlottenburg. In Berlin fügte der König, nach Stülers Entwürfen, das Neue Museum dem Alten Museum hinzu, ließ die Kuppel des Schlosses erbauen und verschönerte die Stadt durch herrliche Denkmäler. Rauchs bedeutendste Schüler waren Rietschel und Drake. Rietschel schuf das Lessingdenkmal zu Braunschweig, das Goethe-Schiller-Denkmal zu Weimar und das Lnther-Denkmal zu Worms, Drake das Marmordenkmal Friedrich Wilhelms Iii., das „die dankbaren Bewohner Berlins" im Tiergarten in der Nähe der Luiseninsel errichteten, das Reiterstandbild König Wilhelms I. ans der Rheinbrücke bei Cöln und die Viktoria auf dem Siegesdenkmal zu Berlin. Neben den Nenklassizismus trat, hervorgerufen durch das Studium der Geschichte und die romantischen Bestrebungen in der Literatur, eine Wiederbelebung der christlich-mittelalterlichen Kunst. In der Malerei wurde sie hauptsächlich durch Overbeck, Wilhelm Schadow, Peter v. Cornelius, Schnorr von Carolsfeld gepflegt. In der Baukunst kam die Gotik wieder zu Ehren. Schloßbauten wurden im Burgenstile mit Zinnen und Warttürmen aufgeführt. Friedrich Wilhelm Iv. legte im Jahre 1842 den Grundstein zum Weiterbau des Cölner Doms. Die Stammburg der Hohenzollern und die Marienburg wurden ausgebaut. Auch die Malerei erfreute sich der Unterstützung des kunstsinnigen Königs. So ließ er durch Kaulbach das Neue Museum mit Wandgemälden schmücken. Der Musik suchte Friedrich Wilhelm Iv. eine neue Heimstätte in Berlin zu verschaffen. Er berief Mendelsfohn-Bartholdy, den Erneuerer des Oratoriums und Dirigenten der Gewandhaus-Konzerte zu Leipzig, nach Berlin. Der Mittelpunkt des musikalischen Lebens war auch nach den Freiheitskriegen Wien gewesen. Hier hatte Beethoven noch bei Haydn seine Ausbildung vollendet. Seine Sinfonien und Sonaten blieben unerreicht. Während die klassische Richtung ihre Stoffe gern ans dem Altertum genommen hatte, nahm jetzt die romantische die ihrigen ans der deutschen Volkssage und Geschichte. Karl Maria v. Weber komponierte Körners „Schwertlied" und „Lützows wilde Jagd" für Männerchor, schrieb die Musik zum Schau-

10. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (Lehraufgabe der Oberprima) - S. 80

1907 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 80 — Ordnung und gestaltete die Verwaltung einheitlicher: nur in Ungarn ließ sie die bisherigen Einrichtungen bestehen. Das Rechtswesen wurde von der Verwaltung getrennt, die Folter abgeschafft und das Strasrecht einheitlich zusammengefaßt. !ytri Heerwesen befolgte die Kaiserin die preußischen Einrichtungen und gründete zur Heranbildung tüchtiger Offiziere die Militärakademien zu Wien und Wiener-Neustadt. Durch Kolonisationen, Hebung der Industrie und des Handels verdoppelte sie die Staatseinnahmen und zog zur Besteuerung auch die geistlichen Besitzungen heran. Aber an dem geistigen Aufschwünge Nord- und Mitteldeutschlands nahm das streng katholische Österreich keinen Anteil: nur in der Musik übertraf es alle Länder, denn hier lebten Gluck, Haydn nmd Mozart. Gluck hat mau den Vater der deutschen Oper genannt, denn er brachte die dramatische Musik in engsten Zusammenhang mit der Handlung. Die erste seiner Reformopern war „Orpheus und Euryrice". Mit „Iphigenie in Aulis" (1774) und „Iphigenie ans Tauris" (1779) errang er in Paris einen entscheidenden Erfolg. Haydn ist der Begründer unseres heutigen Orchesters und stellte es als ein selbständiges Ganzes den Singstimmen gegenüber. Seine bedeutendsten Oratorien sind „Die Schöpfung" (1799) und „Die vier Jahreszeiten" (1800). Der Salzburger Mozart brach die Herrschaft der italienischen Oper. Er nahm auch feine Gestalten nicht mehr ausschließlich aus dem klassischen Altertum, sondern aus dem Leben, um den Bemühungen Kaiser Josephs, neben dem Schauspiele auch eine deutsche Oper zu begründen, zu entsprechen. Ihm verdanken wir die Konversationsoper „Die Hochzeit des Figaro" (1786), 1787 komponierte er die romantische Oper „Don Juan", schuf serner Symphonien und in seinen letzten Lebensjahren die Oper „Die Zauberslöte". 2. Die Reformen Josephs Ii. Joseph Ii. hatte in seiner Jugend die französischen Schriftsteller der Aufklärungszeit mit Begierde gelesen und bemühte sich, zur Regierung gekommen, wie Friedrich der Große im Sinne des aufgeklärten Absolutismus Reformen in seinen Ländern einzuführen und alles möglichst selbst zu tun. Ein Toleranzedikt gab Protestanten und Griechen volle bürgerliche Gleichberechtigung mit der römisch-katholischen Kirche. Zur Verkündigung päpstlicher Erlasse verlangte er die landesherrliche Zustimmung (placetum regium), verbot den Besuch des collegium Germanicum zu Rom, hob 700 Kloster auf und verwandte das eingezogene Kirchengut zur Vermehrung und Verbesserung der Pfarrstellen und Stiftung von Kranken-, Armen-, Waisenhäusern und Schulen. In der Fürsorge für den Bauernstand übertraf er Friedrich den Großen. Er hob die Leibeigenschaft aus und gründete zahlreiche deutsche Kolonien in Ungarn, Galizien und der Bukowina. Um einen kräftigen österreichischen Einheitsstaat zu schaffen, machte er sich von jeder ständischen Mitwirkung unabhängig und teilte das ganze
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